Insights in die TV-Zukunft: Qualitätsjournalismus bleibt, Daten und Technologie machen Total Video noch interessanter
11.04.2022
Von 5. bis 7. April 2022 verfolgten Nachwuchstalente, junge Mediaexperten und Studenten die dritte Screenforce Academy. Österreich war durch die Wirtschaftsuniversität-Wien-Professorin Nadia Abou Nabout beim multinationalen Event vertreten.
Drei Tage lang wurde die bereits dritte Auflage der Screenforce Academy zum Anziehungspunkt für Total-Video-Interessierte aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. In seiner Frühjahrsausgabe widmet sich das Knowledge-Event auch aus aktuellem Anlass des Kriegs in der Ukraine der großen gesellschaftlichen Bedeutung von TV, Investigativ- und Qualitätsjournalismus. Abseits der schrecklichen Ereignisse in Osteuropa gibt es viel Anlass zum Optimismus: Mit Entertainment- und Infoformaten ist Total Video der große Schalthebel, um die Menschen durch sachliche Information zum klima- und ressourcenschonenden Verhalten zu motivieren und die Welt von morgen zum Besseren zu verändern. Die Total-Video-Produzenten gehen schon einen Schritt voraus und machen Produktionen grüner und nachhaltiger.
Durch den Wandel der Medienhäuser zu Tech- und Datenunternehmen erreicht Total Video die Menschen noch gezielter und vielfältiger auf allen Screens. Connected TV und Adressable TV läuten eine neue Ära der TV-Werbung ein. Sie verbindet das Beste aus beiden Welten: Die Targeting-Präzision des Digitalen mit der Reichweitenstärke von TV. Wohin die Werbereise geht, zeigen neue Tools, die kontextbasiertes Targeting auf ein neues Niveau heben. Nicht nur beim Targeting steht der Mensch im Zentrum: Erstmals präsentieren sich die TV-Anbieter auch als attraktive Arbeitgeber für junge Innovationsführer.
„Die Screenforce Academy bringt aktuelle Trends auf den Screen. In ihrer dritten Auflage ist sie um neue Insights angereichert, warum Total Video der attraktive Arbeitgeber der Zukunft ist und durch die steigende Nutzung großartige und vielfältige Chancen am Arbeitsmarkt bietet“, leitet Screenforce-Deutschland-Geschäftsführer Malte Hildebrandt in die Veranstaltung ein. „Die Covid-19-Pandemie und der Krieg in der Ukraine zeigen einmal mehr, dass TV und sein Qualitätsjournalismus der Kitt in der Gesellschaft sind. Die Total-Video-Industrie bietet Jobs mit Verantwortung, Tiefgang und Sinn!“
TV hat eine Verantwortung und bewegt in der Gesellschaft große Wellen der Solidarität. Riesige Hilfsaktionen der privaten und öffentlich-rechtlichen Sender bringen millionenschwere Hilfe auf den Weg in die Ukraine und sensibilisieren die Seher auf allen Screens auf das Leid der Menschen. Als High-Tech-Unternehmen haben die Medienhäuser immer mehr Möglichkeiten, die Menschen auf allen Kanälen zu erreichen und Inhalte zielgruppenspezifisch zu adressieren.
Medienethik: Zwischen Hasssprache und Meinungsfreiheit
Medien ermöglichen den niederschwelligen Zugang zu geprüfter Information. Damit tragen sie eine wichtige und hohe Verantwortung für eine lebendige, informierte und demokratische Gesellschaft. Alena Buyx (Technische Universität München) warnt vor der Instrumentalisierung durch die Politik, um das Vertrauen der Menschen täglich neu zu erarbeiten. Sie mahnt zur handwerklichen Sorgfaltspflicht, um Menschen mit fundiertem Journalismus und recherchierten Fakten seriös zu informieren. Sie erkennt eine Abspaltung in der Gesellschaft durch gezielte Falschinformationen, die in sozialen Medien und fragwürdigen Plattformen verbreitet werden. Die Gesellschaft ist gefordert, die Verbreitung von Fake News einzudämmen. Algorithmen lernen, dass negative Emotionen vermehrt geklickt werden. Gesetzgeber und User müssen gleichermaßen in die Pflicht genommen werden. Statt Verboten fordert die Universitätsprofessorin verpflichtende Medienkompetenz in der Schulbildung. Medienschaffende müssen sich der Kritik ihrer Konsumenten stellen, wobei eine scharfe Trennlinie zu Hass und Anfeindungen gezogen werden muss. Demokratische Institutionen müssen transparent und verständlich handeln. Werden sie als Teil der „Lügenpresse“ diffamiert, nehmen sie nachhaltig Schaden. Die Gesellschaft muss ein breites Spektrum an Positionen aushalten.
„Die Grenze der Meinungsfreiheit beginnt dort, wo andere Schaden nehmen“, unterstreicht Buyx. „Qualitätsjournalismus muss sich selbstbewusst von den Filterblasen abgrenzen und dabei die Diskussion auf Augenhöhe führen.“
Haltung im Informationskrieg
„Die journalistische Arbeit in Krisengebieten ist relevant, weil Kriege auch Informationskriege sind, deren erstes Opfer die Wahrheit ist“, berichtet Journalist Thilo Mischke (ProSieben) im Gespräch mit Christoph Körfer (ProSiebenSat.1 Media).
Der Kontakt mit Journalisten vor Ort ist für die objektive Berichterstattung wesentlich, um an Fakten und Informationen zu kommen. Aus seiner Reportagepraxis erzählt Mischke, dass investigativer Journalismus viel Zeit braucht, um mehrmals mit Menschen zu sprechen, Informationen zigfach zu überprüfen und nicht falschen Fährten auf den Leim zu gehen. Als große Herausforderung bezeichnet er die eigene Voreingenommenheit, die beispielsweise bei Gesprächen mit Rechtsextremen hinderlich ist.
In Situationen, in denen Journalisten nicht mehr neutral sein können, sind sie gut beraten, ihre Emotionen offen mit dem Publikum zu teilen.
Wissenschaftlicher Blick auf das Versagen der GAFAs
Nadia Abou Nabout (Wirtschaftsuniversität Wien) sieht in den großen Problemen von Facebook, Google und Co. wie Ad-Fraud, Umfeldsicherheit und Ad-Clutter sowie Viewability das wachsende Potenzial von Total Video. 28,35 Prozent der Spendings in Total Video stehen aktuell 51,04 Prozent der globalen Werbeausgaben in Online gegenüber. Rund die Hälfte der weltweiten Digitalspendings teilen sich die Konzerne Alphabet und Meta, deren Wachstum auf granularem Micro Targeting und Automatisierung basiert. Die Tech-Konzerne haben Möglichkeiten geschaffen, selbst Werbung zu schalten und damit die Wertschöpfungskette verkürzt. Open Exchanges haben in der letzten Dekade zu gravierenden Problemen geführt, weil die Ausspielung der Werbung nicht mehr kontrollierbar wurde. Der Schaden durch Ad-Fraud wurde vom Online-Vermarkterkreis für Österreich kürzlich mit 24 Millionen Euro beziffert. Global schlägt organisierter Betrug mit Klick-Bots mit rund 60 Milliarden US-Dollar (55 Milliarden Euro) zu Buche. Mangels Viewability werden rund 30 Prozent der bezahlten Digitalwerbung niemals von Menschen gesehen. Der Ad-Clutter im Open-Exchange-Bereich führt zu genervten Usern, die sich zunehmend mit Ad-Blockern schützen. Das Resultat sind extrem geringe Klickraten, die Kampagnen unrentabel machen. Zusätzliche behindern regulatorische Einschränkungen und die großen Tech-Firmen wie Google und Apple das Tracking und Targeting. Beispielsweise hat Apples neue Privacy-Politik zu einem kurzfristigen Einbruch des Aktienkurses von Meta geführt.
Connected TV, Adressable TV und kontextbasiertes Targeting im kuratierten Umfeld von Total Video sowie die wirkungsstarke Werbeausspielung am großen Screen erhöhen die Qualität für Werbetreibende signifikant und steigern die Rentabilität der Kampagne. Connected TV und die starke Nutzung der Sendermediatheken eliminieren den Medienbruch, wodurch spezifisches Targeting, hohe Wirksamkeit und sichere Umfeldqualität auf einem Screen zusammenkommen.
Alle Medien in einer App
Das breite Genreangebot kennzeichnet derzeit die Inhalte von RTL+, die in einem Hybridmodell sowohl werbefinanziert als auch werbefrei verfügbar sind. Künftig sollen alle Medien in einer App zueinanderfinden, in der das inhaltliche Portfolio um E-Magazine, Podcasts, Musik, Hörbücher und Total Video bereichert wird, die auf einer digitalen Bühne präsentiert werden. Künftiges Wachstum wird durch thematische Welten angetrieben, in der journalistische Inhalte und Entertainment-Content zusammengeführt werden. Die Experten für Content, Tech und Data werden zu einer Einheit gebündelt, um userzentrierte Produkte zu entwickeln.
„Das Produkt muss einfach und intuitiv sein und Usern den Einstieg in die Medien über relevante und emotionale Medien ermöglichen“, blickt Christiane Mehling (RTL+) in die Zukunft. „Inhalte sind der Dreh- und Angelpunkt, der das Herz der Menschen berührt und die Differenzierung zu den globalen Anbietern schafft.“
Daten für alle
80 digitale Kanäle, 4,6 Milliarden Video Views und über 19,4 Millionen Abonnenten zählt RTLZWEI aktuell. Die enorme Datenmenge steigert einerseits die Komplexität, führt zeitgleich zu besseren Entscheidungen, höherer Automatisierung und nutzerzentrierten Lösungen, die die Markenbindung steigern. Content wird datenbasiert und zielgerichtet auf eigenen und globalen Plattformen ausgespielt, um die optimale Wirkung für das eigene Produkt zu erzielen. Um aus Daten wertvolle Informationen zu gewinnen, wurde ein zentrales Data-Team geformt. Datenexperten werden in ressortübergreifenden Teams in wesentliche kommerzielle Entscheidungen eingebunden. Zur besseren Entscheidungsfindung haben alle Mitarbeiter Zugriff auf Nutzungsdaten. Statt „Geheimwissen“ in Datensilos präge der offene Umgang mit Daten die Unternehmenskultur, so Johannes Ehrler (RTLZWEI).
Daten sind für Channelmanager Marco Kunze (RTLZWEI) essenziell, um qualitative Reichweiten zu erzielen und Inhalte nur im sicheren Umfeld auszuspielen. Besondere Bedeutung bei der Ausspielung kommt der Nutzungsmotivation der User für den jeweiligen Kanal zu. Beispielsweise sind die Video Views bei Plattformen mit hohem Suchinteresse gering, während auf anderen Kanälen gezielt nach Unterhaltung gesucht wird. Die Änderung der Algorithmen von Social-Media-Plattformen führt zu einer Verschiebung von punktueller zeitlicher Relevanz zu einem ganzjährigen Phänomen. Die automatisierte Darstellung durch künstliche Intelligenz erschwert die gezielte Content-Distribution.
Mit „tagxy“ hat RTLZWEI eine eigene Content Intelligence entwickelt: Videoinhalte werden automatisch mit Text versehen, um durch Mensch und Maschine besser gefunden zu werden. Emotionen und Gegenstände werden ebenso verschlagwortet wie das gesprochene Wort der Protagonisten. Werbung kann durch die Tags in Echtzeit noch treffsicherer im stimmigen Umfeld ausgespielt werden. Während die werbetreibende Wirtschaft von neuem Inventar auf Tag-Basis profitiert und die Produkte besser platzieren kann, gewinnt RTLZWEI bessere Insights über die Wirkung seiner Inhalte.
„Das Tool ‚tagxy‘ bringt kontextbasierte Werbung in Echtzeit auf den Screen und ermöglicht neue Formen der Kreativität in der Total-Video-Werbung“, fasst Kunze zusammen.
Sportliche Ansage: TV öffnet ein neues Spielfeld für werbetreibende Marken
Die Superbowl in den Vereinigten Staaten gilt als eines der größten Live-TV-Events der Welt und setzt jedes Jahr Maßstäbe für wirkungsstarke Werbung und hohe Reichweiten. American Football hat den Sprung über den Atlantik erfolgreich gemeistert und fesselt auch im deutschsprachigen Raum immer mehr Fans vor den TV-Bildschirmen. Authentische Kommentatoren und Moderatoren bringen das Live-Gefühl des erklärungsbedürftigen Sports auch in den späten Nachtstunden auf den Screen. Seit der ersten Übertragung im Jahr 2015 konnte ProSieben MAXX die Quote der Spiele verdoppeln und den Sport vom Nischenprodukt zum Mainstream-TV-Event führen, das bis zu drei Millionen Seher beim Superbowl auf allen Übertragungswegen erreicht. Die NFL hat Deutschland aufgrund der beeindruckenden TV-Erfolge als Haupt-Wachstumsmarkt definiert und veranstaltet in diesem Jahr eigene Spiele, für die bereits über eine halbe Million Ticketreservierungen vorliegen. Bis zu 24 Teams aus zwölf Ländern sollen demnächst an reichweitenstarken Matches der European Football League teilnehmen und ein neues Segment im europäischen Spitzensport öffnen. Der Sportsponsoringmarkt in Deutschland ist bereits heute drei Milliarden Euro schwer.
„Die Kompetenz der Zuseherinnen und Zuseher ist durch die Interaktion mit den Kommentatorinnen und Kommentatoren über die Jahre hinweg gestiegen. Die Begeisterung ist durch die vielen Storys rund um den Sport gemeinsam gewachsen“, analysiert Thomas Port (Seven.One Sports) die Erfolgsgeschichte auf den heimischen Bildschirmen.
„Die NFL ist Storytelling und große Emotion auch außerhalb der Spielsaison! Die Zuschauerinnen und Zuschauer sind noch näher dran als beim Fußball“, ergänzt Moderator Patrick Esume (ProSieben und ProSieben MAXX).
Für Port bedeutet Sport im TV nicht nur packende Unterhaltung und Mitfiebern mit den Stars. Die Begeisterung für Sport am Bildschirm vermittelt Werte, weckt Freude an der Bewegung und schafft durch Idole motivierende Identifikationsfiguren. Spitzensport am Screen ist eine kraftvolle Aussage gegen Rassismus, Homophobie und Ausgrenzung und für Nachhaltigkeit, Inklusion und Teamgeist.
„Durch seine Werte schafft Sport ein emotional aufgeladenes und positiv besetztes Live-Umfeld, in dem gesellschaftliche Aussagen von Marken wahrgenommen werden“, ist Esume überzeugt. „Die unterschiedlichen Sportarten schaffen eine treffsichere Ansprache spezifischer Zielgruppen.“
Brand Building mit der richtigen Testimonialwahl
Im Talk mit Moderatorin Viviane Geppert verrät Nico Buchholz (Creative Cosmos 15), wie das Perfect Match zwischen Marke und Testimonial gelingt. Beil der Wahl stellt sich zuerst die Frage der Relevanz möglicher Persönlichkeiten für die Zielgruppe. Der Eingrenzung folgt die Abstimmung mit den potenziellen Markenbotschaftern – schließlich sollen sie auch selbst hinter der Marke stehen: Authentizität und Glaubwürdigkeit sind ein Muss, um die Identfikation mit der Marke über Testimonials effektiv zu steigern.
„Der Sportbereich ist ein Aushängeschild für die Zusammenarbeit mit Testimonials. Ein bestimmter Sportschuh wird dann gut verkauft, wenn beispielsweise Ronaldo ihn trägt. Menschen wollen sich fühlen wie ihre Idole“, kommentiert Buchholz.
Exklusivität von Testimonials empfindet Buchholz nicht als zwingend notwendig; ein Zuviel an Markenkooperationen kann allerdings zu Unglaubwürdigkeit führen. Längere Partnerschaften zahlen dagegen auf die Glaubwürdigkeit und letztlich auch auf die Identifikationssteigerung positiv ein.
In seinen Erfolgsbeispielen nennt der Testimonialexperte unter anderem die Kooperation zwischen dem Deutschen Behindertensportverband und der Musikband Rammstein. Ziel war es, die Aufmerksamkeit für den Behindertensport vor den Paraolympics in Tokio zu steigern. Anstelle bisheriger Kampagnenfokusse auf die Behinderung der Menschen, rückte indes ihr Antrieb und ihre harte Arbeit in den Vordergrund, was schließlich im Claim „Choose hard. Never easy.“ resultierte. Für die Kampagnenaussteuerung und einen möglichst breitenwirksamen PR-Effekt, um auch Menschen zu erreichen, die bisher wenig mit dem Thema in Berührung kamen, fiel die Testimonialwahl auf die international bekannte Band Rammstein. Die Kampagne mit dem passenden Rammstein-Track „Ich will“ erzielte weltweite Medienberichterstattung und noch nie dagewesene Aufmerksamkeit für den Deutschen Behindertensportverband.
Erfolgsgeschichten aus der Höhle des Löwen
Die Pandemie und die globalen Probleme in Lieferketten, die galoppierende Inflation, ungünstige Wechselkurse und die Verunsicherung durch den Krieg in der Ukraine erschweren die Rahmenbedingungen für Gründer. Die VOX-Show „Die Höhle des Löwen“ bietet Start-ups in dieser schwierigen Zeit eine effektive Marketingbühne und vermittelt Gründern Mut. Investor Ralf Dümmel (The Social Chain) sieht sie im Talk mit Robin Söder (Entrepreneur University) als wirksames Selektionstool, das Gründern durch die hohe Reichweite und das direkte Feedback der Investoren und Zuschauer unmittelbar Aufschluss über ihre Chancen gibt.
„Erfolge in der Show und Kapital der Investoren geben Neugründungen die Möglichkeit, sich zu verbessern und ihr Unternehmen zu optimieren“, erklärt Dümmel die wichtige Hebelwirkung der VOX-Sendung. „Mit einer gesunden finanziellen Basis stehen die Start-ups nicht mit dem Rücken zur Wand und können sich auf unvorhersehbare Krisen wie die Pandemie oder den Krieg in der Ukraine vorbereiten“, so der Investor weiter.
Laut Dümmel hat die Show einen massiven Impact auf die deutsche Wirtschaft. Sie hat Start-ups salonfähig gemacht. Durch die Breitenwirksamkeit haben traditionsreiche Großkonzerne eigene Start-up-Programme gestartet und einen Change-Prozess in der Unternehmenskultur ausgelöst. Das Format trägt dazu bei, die Wirtschaft innovativer und zukunftsfit zu gestalten. Erfolgreiche Gründer sind ein inspirierendes Vorbild, das den Pioniergeist fördert und damit eine ökonomische Kettenreaktion auslöst.
Grüne Produktionen: Total Video ist auch hinter der Kamera nachhaltig
Ein großer Teil der deutschen TV- und Produktionslandschaft hat sich mit Jahresbeginn bereits zu den weltweit einzigartigen ökologischen Mindeststandards der Arbeitsgemeinschaft Greenshooting verpflichtet, um die CO2-Belastung zu reduzieren. Als einer der größten Auftraggeber in der Branche investiert ARD Degeto rund 400 Millionen Euro pro Jahr in neue Inhalte. Bereits 2006 wurde bekannt, dass die Motion-Picture-Industrie in den Vereinigten Staaten den zweitgrößten CO2-Ausstoß produziert und die Umwelt stärker als die Luft- und Raumfahrt belastet. Ein durchschnittlicher deutscher TV-Film verursacht rund 150 Tonnen CO2 durch Reise-, Übernachtungs- und Transportkosten, Generatoren, Spezialeffekte oder Catering. Durch viele kleine Puzzlesteine wie die Vermeidung von Inlandsflügen und Papier, die Nutzung von E-Autos, regionale Speisen im Catering, den Einsatz von Ökostrom oder die Nutzung nachhaltiger Unterkünfte sollen Produktionen langfristig umwelt- und klimafreundlicher werden. Zertifizierte Green Consultants wachen über die Einhaltung der Mindeststandards und entwickeln spezifische Konzepte für ressourcenschonende Produktionen. Jonas Sticherling (ARD Degeto) berichtet von einem steigenden Druck in der Branche, da sich die Klimafreundlichkeit einer Produktion zum entscheidenden Einkaufskriterium entwickelt.
Marie-Fee Taube (RTL Deutschland) unterscheidet in „Footprint“ und „Brainprint“. Journalistische Unabhängigkeit, inhaltliche Verantwortung, Diversität und Inklusion sind ebenso wie Klimawandel Themen, die im eigenen Medienunternehmen gelebt und durch das eigene Haus an die Menschen vermittelt werden müssen. Für alle Change-Prozesse braucht es klare und dokumentierte Ziele. Im Bereich des Klimaschutzes setzt sich RTL Deutschland bis 2030 das Ziel, die CO2-Emmissionen um 50 Prozent zu reduzieren und die verbleibende Hälfte zu kompensieren. Seit 2019 behandelt die Bertelsmann Gruppe jedes Jahr in allen Medien ein spezifisches Umwelt- und Nachhaltigkeitsthema. Unter dem Titel „Packen wir’s an“ widmen sich die Medien mit ihrem eigenen, typischen Narrativ einer großen Umweltfrage, um im orchestrierten Konzert der Bertelsmann Content Alliance Aufmerksamkeit zu schaffen und Menschen zum Umdenken und Handeln zu bewegen. Die letzte Nachhaltigkeitswoche erreichte jeden vierten Deutschen. Durch den mehrfachen Themenkontakt in unterschiedlichen Medien steigt das persönliche Informationsgefühl, das die Basis für positives Handeln ist.
Die Zukunft der Contentproduktion ist grün
Die Zukunft einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Content-Produktion setzt eine gemeinsame Anstrengung aller involvierten Player voraus. Die Wissenschaft warnt, dass die Reduktion von CO2-Emissionen allein nicht mehr ausreicht, um den Klimawandel zu stoppen. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, müssen die Emissionen zeitnah auf Netto-Null gesenkt werden. Als erstes Medienunternehmen ist Sky bereits seit 2006 CO2-neutral und hat sich seit 2020 verpflichtet, bis zum Jahr 2030 den Status „Net Zero Carbon“ zu erreichen. Während die Studios und Büros von Sky bereits auf Ökostrom umgestellt sind und Einwegplastik weitgehend verbannt wurde, wird an dem Ziel, die gesamte Fahrzeugflotte auf Zero Emission Mobility bis 2030 umzustellen, noch gearbeitet. Darüber hinaus engagiert sich der Medienkonzern, das Bewusstsein und die Sensibilität für den Umwelt- und Klimaschutz über die eigenen Kanäle mit mehr Berichterstattung oder auch mehr Naturdokumentationen zu stärken und Menschen zu inspirieren.
Das Ziel von Netto-Null soll über die Strategie der Sky-Gruppeninitiative „sky 0“ gelingen, der sich auch Sky Deutschland verpflichtet hat. Im Rahmen der „#GoZero“-Kampagne wird nicht nur die Bevölkerung zu mehr Nachhaltigkeit im Sinne der Netto-Null-Emissionen mobilisiert; auch wird mit diversen Steakholdern, NGOs und Politikern an Lösungen gearbeitet und rund 11.000 Lieferanten und Kunden werden zu „#GoZero“ motiviert. In den eigenen Reihen entfällt ein Löwenanteil des CO2-Austoßes auf die Contentproduktion mit Hotels, Transport, Reisen und Energieversorgung der technischen Ausrüstung. Seit 2018 ist Sky Deutschland Mitglied des Arbeitskreises „Green Shooting“, der für Produktionen ökologische Mindeststandards voraussetzt und ein einheitliches Zertifikat für nachhaltige Film- und Fernsehproduktionen darstellt.
„Seit zwei Jahren verfolgen wir mit all unseren Produktionspartnerinnen und -partnern die Erfüllung dieser Nachhaltigkeitsstandards. Zusammen mit Endemol Shine konnten so bei der Produktion von ‚Masterchef‘ 30 Prozent CO2 eingespart werden, 90 Prozent Einwegplastik und 85 Prozent Einmalbatterien“, berichtet Fabian Klaus, Senior Production Manager bei Sky Originals. „In jedem Bereich können schon kleine Veränderungen große Wirkung erzielen. Das reicht von der Vermeidung von Einwegplastik über Mülltrennung am Set, alternative Antriebe bei Mietwägen, die Anreise mit dem Zug statt mit dem Flugzeug, Sets aus nachhaltigen Rohstoffen, Virtual Production bis hin zum Catering mit regionalen Produkten.“
Seit Anfang 2022 werden nicht nur im Entertainmentbereich sondern alle Produktionen anhand dieser „Green Shooting“-Standards produziert. Die Sky-Sportproduktionen finden über das ganze Jahr verteilt statt und betreffen Studioproduktionen sowie die Außenproduktionen mit Events.
„Im Rahmen der Sportproduktionen müssen wöchentlich Reisen angetreten werden. Um Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Reisen zu vereinfachen, wurde unter anderem eine ‚Green Hotels‘-Liste mit Häusern erstellt, die die Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllen“, berichtet Julia Böttger, Director of Operations bei Sky Sports.
Nicht nur intern auch mit externen Partnern verfolgt Sky das Nachhaltigkeitsziel. Im Herbst 2021 wurde in England das weltweit erste große „Net Carbon Zero“-Sportevent und Leuchtturmprojekt von Sky in Zusammenarbeit mit dem Fußballclub Tottenham Hotspur im Rahmen des Premiere-League-Spiels gegen Chelsea produziert. So stellte das Stadium auf Strom aus 100 Prozent erneuerbarer Energie um und ermutigte die Fußballfans am Match-Tag die öffentlichen Verkehrsmittel oder das Rad für die Anreise zu nutzen, bewegte sie zur Mülltrennung und bot vegetarische Kost und Getränke ohne Plastikverpackung an. Sämtliche CO2-Emissionen, die nicht reduziert werden konnten, wurden durch Maßnahmen wie Wiederaufforstung kompensiert.
In England werden dieses Jahr noch die nachhaltigsten Fernsehstudios der Welt eröffnet, die auf Basis der Albert Sustainability Production Standards für Sky gebaut werden.