Mythen, Medien, Magie, Messung: Das war die Screenforce Academy

27.10.2023

Total Video boomt auf allen Screens: Die Medienbranche ist in einem gravierenden Umbruch. Die Screenforce Academy gab einen Ausblick auf eine spannende Reise in die Medienlandschaft der Zukunft.

    Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr bewies die Screenforce Academy als multinationales Knowledge-Format Weitblick und lüftete nicht nur die Kulissen hinter der Reichweitenstärke von Broadcastern, sondern setzte auch die Wegweiser, wohin der Wandel in der gesamten Medienbranche führt. Und der ist immanent. Im Fokus der User steht die starke Media Brand, die sowohl als Leuchtturm in der Nachrichtenflut Orientierung gibt als auch als Employer Brand Anziehungskraft entfaltet. Kein Wunder, dass über 700 Menschen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz dabei sind, wenn führende Experten sich im internationalen Live-Video-Format darüber austauschen, wie der Medienkonsum sich künftig gestaltet und Einblicke geben, wie die Gen Z in den Arbeitsmarkt zu integrieren ist – durchaus wissenschaftlich fundiert und schonungslos kritisch.

    „Total Video ist das zentrale Element jeder Medienmarke. Bei der Screenforce Academy sprechen wir nicht nur über die Zukunft einer Mediengattung, sondern der Medien in ihrer Gesamtheit schlechthin. Diese Diskussion erhebt das einzigartige Format zur Drehscheibe der intellektuellen Diskussion über die Kraft der Medien und ihre wirtschaftliche sowie gesellschaftliche Bedeutung. Dieser Diskurs hat konkurrenzlose Relevanz für Menschen, die in der Komplexität der Medienlandschaft die Deutungshoheit beanspruchen“, stellt Walter Zinggl (IP Österreich), Sprecher von Screenforce, fest.

    „Screenforce repräsentiert 95 Prozent des TV-Werbemarkts im deutschsprachigen Raum. Mit wissenschaftlichen Insights und attraktiven Ausbildungs- und Knowledge-Events unterstützen wir die gesamte Kommunikationsbranche im aktuellen Transformationsprozess. Über 7.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Geschichte der Screenforce Academy belegen das hohe Interesse und den Informationsbedarf an Kommunikation im Umfeld hochwertiger Broadcaster-Inhalte, die zu jeder Zeit auf allen Screens konsumiert werden. Die Screenforce Academy ist ein Deep Dive in die Zukunft von Total Video“, begrüßt Malte Hildebrandt, Geschäftsführer von Screenforce Deutschland.

    Gen Z: Fakten versus Vorurteile über eine Kohorte, die mit Kontrollverlust lebt

    Die Kohorte der 15- bis 25-Jährigen unterscheidet sich nicht nur durch ihr Alter von anderen Generationen. Keine Generation wurde bisher so umfassend erforscht, dass man bereits von einem Hype um die Gen Z sprechen kann. Psychologin Ines Imdahl (Universität Köln) forscht bereits seit 2016 zu der Kohorte, die das Konsumverhalten anderer Altersgruppen massiv beeinflusst. Selbst sehen sich die Millennials jedoch nicht im Fahrersitz; die Kohorte ist aus tiefenpsychologischer Sicht von Kontrollverlustängsten sowohl auf körperlicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene geprägt. Obwohl sie vermutlich sämtliche Pornos kennt, ist sie auch über die Pubertät hinaus von ihrer eigenen Körperlichkeit irritiert. Diskussionen über Genderfluidität oder binäre Geschlechter sorgen für zusätzlichen Stress. Selbst das Normalsein muss verteidigt werden, womit der Weg zum Erwachsenwerden noch komplexer wird. Diese Unsicherheit überträgt sich auf die gesellschaftliche Ebene, in der Normen in allen Bereichen – von Arbeitswelt bis Geschlechterrollen – aufbrechen. Ihre Jugend ist von der Migrationskrise ebenso geprägt wie von der Klima- und Coronakrise, dem Ukraine-Krieg und der Inflation. Sie kehrt Ohnmacht zu einem Allmachtsgefühl um; kehrt aktiv um, was ihr passiv widerfährt. Das äußert sich in großen Lebensplänen und nahezu größenwahnsinnigen Erwartungshaltungen. Große Ängste um die psychische Gesundheit, den Klimawandel oder die Inflation führen zeitgleich zu einem Fatalismus.

    „Friday for Future oder die Klimakleber sind ein reiner Medienhype. Die Millennials und die Gen Z sind nicht deutlich nachhaltiger als andere Altersgruppen“, stellt Imdahl klar. „Die Generation sehnt sich nach Freundschaft, Gesundheit, Sicherheit und Familie. Vor dem Verlieben hat sie Angst, da es ebenfalls eine Form des Kontrollverlusts ist.“

    Jugendliche gestalten und modellieren das Naheliegende, da sie die Gesellschaft nicht verändern können. Dieses Phänomen beginnt beim eigenen Körper, wobei mit Kosmetik vor allem in die „Oberfläche“ investiert wird. Körpermodellierung und Ästhetisierung geben das Gefühl, die Kontrolle wieder zu erlangen. Die Zahl der Fitnesscenterbesucher hat sich in Deutschland binnen der letzten Dekade auf über vier Millionen beispielsweise mehr als vervierfacht. Ebenso steigt die Zahl der ästhetischen medizinischen Eingriffe deutlich an. Der Gen Z gehe es laut Imdahl nicht um Schönheitsideale, sondern um Kontrolle. Mehr als alle anderen Altersgruppen schließt sie vom Äußeren auf den Charakter anderer und leitet daraus die Übereinstimmung mit dem eigenen Ich ab.

    Selbstzweifel prägen die 15- bis 25-Jährigen, denen deutlich mehr Möglichkeiten als allen Vorgängergenerationen offenstehen. Trotz aller Möglichkeiten sind sie selten glücklich. Der Glücksindex der Gen Z ist binnen eines Jahres um zehn Prozent auf 46 Prozent gesunken. 119 Prozent mehr Jugendliche gehen wegen Ängsten und Depressionen in psychiatrische Behandlung als noch vor einem Jahr. Einlassen, Vertiefen und Dabeibleiben fällt der Generation schwer, was sich auch in der Länge der Medienformate auf Tiktok oder Youtube abspiegelt. Beruflich sucht sie wie auch im Privaten Struktur und Halt, will sich aber selbst nicht festlegen.

    „Eltern und Arbeitgeber unterstützen durch Verständnis und Entgegenkommen die Beliebigkeit einer unglücklichen Generation, die sich einerseits ‚lost‘ fühlt und andererseits die gesamte Gesellschaft stark beeinflusst. Ohne Konsequenzen wird diese Generation jedoch nie erwachsen werden. Weniger Fallback und Sicherheitsnetz, dafür klare Regeln und Konsequenzen sind notwendig“, fasst Imdahl zusammen.

    Marketingentscheidern rät die Wissenschaftlerin, den Fokus nicht zu stark auf die kleinste, aber lauteste Zielgruppe der Gesellschaft zu legen.

    Überwältigender Welterfolg in Pink: It’s a Barbie World

    1,4 Milliarden Dollar Umsatz, der erfolgreichste Film einer Regisseurin, das erfolgreichste Kino-Wochenende eines Jahrzehnts in Deutschland und der weltweit erfolgreichste Film in 2023. Den durchschlagenden Erfolg von „Barbie“ führt Björn Steinwascher (Warner Bros.) auf mutige Entscheidungen von Warner Bros. und Mattel zurück. Bereits zum Filmstart gab es über 100 Lizenzkooperationen. Die Gründe für den Hype sieht Steinwascher in Barbies Markenbekanntheit von 100 Prozent und der soziopolitischen Relevanz des Films von Greta Gerwig. In den USA wurde der augenzwinkernde Film zum Politikum zwischen Demokraten und Republikanern. Margot Robbie und Ryan Gosling sind ein Paradebeispiel für Star Talent und vermitteln Authentizität.

    Für den Hype macht Steinwascher modernes Marketing mit einem perfekten Timing verantwortlich, das die Welt für einige Wochen in Pink getaucht hat. Auf sozialen Medien hat mitunter ein Selfie-Generator die Viralität des Blockbusters durch die Decke gehen lassen. Auf Facebook und Instagram erreichte Barbie über zehn Millionen organische Views. Auch ein Barbie-Haus, das auf Airbnb gebucht werden konnte, sorgte für enorme Interaktion und Verbreitung. Mit vielen kleinen Brotkrumen haben Warner Bros. und Mattel bereits rund ein Jahr vor Filmstart für mediale Öffentlichkeit gesorgt. Eine Woche vor Kinostart sorgte der Song „I’m Just Ken“ für einen weiteren Medienhype.

    Den Hauptinvest konzentrierte Warner Bros. auf rund acht Wochen rund um den Filmstart, wobei den Lizenzpartnerschaften mit Handelspartnern eine wichtige Rolle zukam, um die Welt flächendeckend in Pink zu tauchen. Starker Werbedruck wurde zum Kinostart mit klassischer TV-Werbung und TV-Sonderwerbeformen erzielt, wobei Warner Bros. auch die eigene Senderwelt miteinbezog. Für eine pinke Welt sorgte auch ein massiver Out-of-Home-Auftritt sowie komplette Mall Take-overs in Einkaufszentren. Von „Grazia“ über „Süddeutsche Zeitung“ bis „Zeit Magazin“ bildeten auch klassische Printmedien eine wichtige Säule der Public-Relations-Kampagne.

    „An ‚Barbie‘ konnte man in diesem Sommer nicht vorbeikommen. Selten in der Kinogeschichte löste ein Film so einen Hype aus und wurde so vielschichtig in den Medien behandelt und besprochen“, fasst Steinwascher zusammen. „Der Erfolg der Kampagne durch die enorme Viralität und die Zahlen an den Kinokassen hat uns selbst überwältigt!“

    Beständigkeit und Zeitgeist: Langjährige Bindung der Zuschauer an große Showformate

    „The Voice“, „Germany’s Next Top Model“ oder „Schlag den Star“ sind nur einige der Erfolgsformate, die ProSieben seit vielen Jahren hohe Reichweiten bescheren. Formate lizenziert ProSieben entweder international oder von Produzenten. Einige Formate entstehen auch in der hauseigenen Development-Abteilung. Entscheidend sind nicht immer nur harte Zahlen und Fakten, sondern auch das Bauchgefühl. Vorrangig ist das Involvement der Zuschauer und ihre Einbindung über alle Plattformen hinweg. Unterhaltungschefin Natalie Zizler (ProSieben) spricht von einer sich verändernden Zielgruppe, worauf der Sender mit der Streamingplattform Joyn und eigenen Joyn Originals reagiert. Im klassischen TV verschiebt sich der Fokus von den 14- bis 49-Jährigen auf die ab 30-Jährigen. Mit Joyn will ProSieben die junge Generation nicht zum klassischen TV zurückholen, sondern an die Medienmarke binden und ihrer Nutzungsgewohnheit entsprechen.

    Um Zuschauer teils über Jahrzehnte an große Lagerfeuerformate zu binden, muss ein schmaler Grat zwischen Beständigkeit und Weiterentwicklung beschritten werden. Fans müssen ihre Basis als Heimat in jeder neuen Staffel wiederfinden, wobei eine kleine Prise zeitgeistiger Veränderung für Spannung und Relevanz sorge, berichtet Zizler. Es brauche Mut, Formate abzusetzen, die nicht performen.

    BroSieben auf Tiktok

    Auf Tiktok erlaubt sich ProSieben auch zu polarisieren und liefert sich beispielsweise humorvolle Duelle mit der Deutschen Bahn. Mittlerweile zählt die Entertainment Brand 400.000 Follower auf der Plattform, mit der sie die junge Generation an die Marke ProSieben bindet. Der Dialog mit der Zielgruppe in ihrer Sprache und auf Augenhöhe ist für Dario Ciraulo (Seven.One Entertainment) entscheidend. Tiktok bezeichnet er als „User Generated Content Machine“, die auch auf andere Plattformen überschwappt. Die Community müsse sich durch Möglichkeiten zur Mitgestaltung als Teil des Accounts fühlen. Der Corporate-Charakter müsse als Administrator durch Selbstironie bei der Zielgruppe punkten. Seven.One Entertainment hat ein eigenes Wörterbuch entwickelt, um in der Sprache der Gen Z zu kommunizieren und Authentizität zu vermitteln.

    Langfristig erwartet sich Ciraulo einen User-Transfer von Tiktok zu Joyn. Die Aktivitäten auf Tiktok heben die Sympathie der Entertainment Brand und fördern die Markenbekanntheit. Eine direkte Messung gebe es zwar noch nicht, aber Erhebungen zeigen bereits positive Auswirkungen auf das Markenimage von ProSieben und Joyn.

    Kein Blick in die Kristallkugel, sondern auf alle Screens: Die Video-Forschung der Zukunft

    Mit der flächendeckenden Umstellung auf den Marktstandard Bewegtbild ab 2024 stellt die AGF Videoforschung die Weichen für die Zukunft. Die starke Diversifizierung des Videouniversums erfordert neue, einheitliche Metriken und ein gemeinsames Verständnis am Markt als Basis für richtige Entscheidungen. Für die neue Messung erweitert die AGF Videoforschung die Grundgesamtheit, um die gesamte Bewegtbildnutzung abzubilden. Dafür werden nicht nur TV-Haushalte untersucht, sondern auch Non-TV-Haushalte im AGF-Panel aufgenommen, die über geeignete Empfangsgeräte für Video-Content verfügen. Die Panels mit 30.000 Menschen stehen als „The Source of Truth“ im Zentrum der Messung, in der TV-, Desktop- und Mobile-Konsum erhoben werden. Die Panels sollen bis Ende des kommenden Jahres um weitere 3.600 digitale Haushalte erweitert werden. In Kombination mit der Zensusmessung ergibt sich ein hybrider Messansatz, wodurch Streaming- und TV-Nutzung exakt abgebildet werden können. Die Online-Panels werden in das AGF-Panel fusioniert und nach Zensus- und Modellvorgaben kalibriert, woraus der konvergente Datensatz für den Marktstandard Bewegtbild resultiert, der die Nutzung in Haushalten mit und ohne Big Screen analysiert. Somit wird die Nutzung von Broadcaster Content im Live-Stream und auf Streaming Devices präzise erfasst.

    „Wir haben durch den Wandel im Medienkonsum ein Nebeneinander von strukturierter Linearität und individueller Streaming-Nutzung, das im Marktstandard Bewegtbild erstmals umfassend dargestellt wird“, führt Martin Landgraf (AGF Videoforschung) aus.

    Programmmarken wie „Tagesschau“ (Das Erste) oder „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (RTL) dienen als Aggregate zur Auswertung über alle Kanäle und Devices. Dadurch wird das gesamte Nutzungsvolumen binnen einer Woche in einer robusten Auswertungseinheit ausgewiesen. Beispielsweise 37,9 Millionen Menschen konsumierten die Marke „Tatort“ (Das Erste) im April 2023 im linearen TV, weitere knappe zwei Millionen im Stream und eine knappe Million ausschließlich im Stream. In der Analyse der Programmmarke sind auch Making-ofs und assoziierte Formate inkludiert, die das Gesamtbild ergänzen.

    Die neue Software AGF Scope zur Auswertung des Fernseh-, Streaming- und Bewegtbildnutzungsverhaltens bündelt alle Daten erstmals in einer browserbasierten App. Über AGF TV Control können TV-Kampagnen sowohl geplant und kontrolliert werden, wobei das Tool auf AGF Scope zurückgreift. Über den AGF Reach Planner können Kampagnenreichweiten prognostiziert und eine grobe Kostenplanung erstellt werden. In AGF X-Reach werden sowohl die Nettoreichweiten pro Gattung als auch die Gesamtreichweite ausgewiesen, womit eine Basis für die Erweiterung des Forschungssystems geschaffen wird.

    Grüne Werbespots: nachhaltig, umweltfreundlich und günstiger produziert

    Kaum ein Unternehmen, dass Nachhaltigkeit in seiner Kommunikation nicht thematisiert. Das Potenzial der Werbung, Menschen und ihr Verhalten zu beeinflussen, ist unbestritten groß, womit Marken durch ihre Werbung den Change-Prozess positiv beeinflussen können. Bereits ein Drittel der Auftraggeber fordert von ihren Agenturen nachhaltiges Agieren ein. Durch EU-Direktiven wird sich diese Forderung auf die gesamte Wertschöpfungskette in der Kommunikationswirtschaft erweitern. Picsters.tv macht auch die Produktion von Spots umweltfreundlich. Technologische Innovationen wie Virtual Productions, mit einer realen Set-Architektur und virtuellen Wall-Elementen, werden künftig maßgeblich dazu beitragen, den CO2-Ausstoß durch die Minimierung von Reisen zu reduzieren. Transport und Reisen machen rund 65 Prozent der Emissionen aus. David Kettner (Picsters.tv) rät zu saisonalen Produktionen in geografischer Nähe mit lokalen Darstellern. Hohes Einsparungspotenzial ergibt sich durch den Einsatz von LED-Beleuchtung und E-Autos. Die Auswahl von Ökostrom und geeigneten Caterern macht die Produktion ebenfalls grüner. Für unabdingbar befindet Kettner einen ausgebildeten Green Consultant, der alle Aspekte der Produktion im Überblick hat und die Gesamtkoordination übernimmt. Derzeit noch höhere Kosten, beispielsweise für E-Autos und zertifizierte Hotels, werden durch geringeren Reiseaufwand großteils kompensiert.

    „Wer jetzt auf Green Productions setzt, kann sich noch als Vorreiter in Sachen nachhaltiger Kommunikation profilieren. In naher Zukunft werden sie der Standard sein“, ist Kettner überzeugt.

    Booster für die steile Medienkarriere

    Mirjiam Trunk entschied sich gegen Wien und die Künstlerkarriere, sondern hatte Günther Jauch zum Vorbild, als sie bei Bayern 3 ihre Medienkarriere startete und merkte, dass die Medienwelt im totalen Umbruch ist und die Digitalisierung verschlafen hat. In einem Managementkurs bei Bertelsmann eignete sich die studierte Geisteswissenschaftlerin betriebswirtschaftliches Know-how an. Heute ist sie Chief Crossmedia und Chief Sustainability & Diversity Officer bei RTL Deutschland. Im Zuge des großen Mergers innerhalb der Bertelsmann Group wurde ihr die erste Führungsaufgabe übertragen, bei der ihr das Radio-Know-how vom Bayerischen Rundfunk zugutekam. In ihrem Buch „Dinge, die ich am Anfang meiner Karriere gerne gewusst hätte“ schreibt sie über alle Stolpersteine und Erfolgsgeheimnisse auf ihrer steilen Laufbahn.

    „Kein Weg ist jemals straight und alle kochen nur mit Wasser“, rät die Managerin aus einer Unternehmerfamilie Berufseinsteigern. „Erst mal selbstbewusst zusagen und dann umsetzen“, ist ihre Devise.

    In der Berufswelt sieht sie nicht nur für Frauen eine gläserne Decke, sondern kritisiert auch mangelnde Diversität und Alltagsrassismus. Nach wie vor sind 96 Prozent der Vorstandsvorsitzenden in der Bundesrepublik männlich. Frauen sind in der Wirtschaftswelt eine Minderheit und mit unbewussten Vorurteilen konfrontiert. Sie sind in der heutigen Arbeitswelt dysfunktional und hemmen konstruktive Zusammenarbeit. Bestehende Rollenbilder verleiten Menschen dazu, sich für soziale Anerkennung zu verstellen und nicht authentisch ihre Qualitäten auszuspielen. Sie fordert eine neue Definition von Erfolg und mehr Reflexion. Jungen Talenten rät sie, sich mit Menschen zu umgeben, die ehrlich challengen. Für Veränderung brauche es extrinsische Motivation durch die Politik und die Europäische Union, da Menschen bestehende Strukturen gewohnt sind und aufgrund der multiplen Krisen vor tiefgreifender Veränderung zurückscheuen. HR, Chancengleichheit und kultureller Wandel müssen zum CEO-Thema werden und in der langfristigen Unternehmensstrategie verankert werden.

    Die Aufgabe der Medien sieht sie nicht in einer aktionistischen Agenda und dem Ansatz, den Menschen das Gendern aufzuoktroyieren. Als wirtschaftlich agierendes Medienunternehmen wird gesellschaftliche Verantwortung im Erzählen von Geschichten wahrgenommen, die den gesellschaftlichen Wandel fördern und allen Menschen eine gleichberechtigte Stimme zu geben.

    Generation Z: Zu faul oder einfach keine Workaholics?

    Louis Newton gibt als Content Creator, der auf allen Social-Media-Plattformen von Youtube über Linkedin bis hin zu Tiktok seine persönlichen Erfahrungen teilt und Themen mit Studierenden diskutiert, Einblicke, was die Gen Z von der Arbeitswelt erwartet. Sie hat seiner Meinung nach klare Vorstellungen an zukünftige Arbeitgeber und hinterfragt gegebene Strukturen. Ein großer Kritikpunkt der Gen Z sind die viel zu geringen Ausbildungsgehälter, die nicht an die immer weiter steigenden Lebenskosten angepasst wurden. Dazu kommt, dass Berufseinsteiger heute mit steigenden Optionen und Alternativen die Qual der Wahl haben.

    „Wertschätzung, Vertrauen und Verantwortung sind drei Schlüsselwörter, die für die Gen Z bei der Arbeitsfindung ausschlaggebend sind. Entsprechen Aufgaben und Gehalt ihren Vorstellungen, bringt die Gen Z viel Motivation sowie frische und junge Perspektiven in Unternehmen“, erklärt Newton.

    Das Thema Work-Life-Balance sieht Newton genauso als individuelle Herausforderung wie die Einführung einer Vier-Tage-Woche, die sich allerdings nicht in allen Branchen und Unternehmen umsetzen lässt. Abschließend hebt Newton hervor, dass die Gen Z durch die immer weiter voranschreitende Digitalisierung, insbesondere in Zeiten der Pandemie, als tech-affine Generation sicherlich am meisten profitiert hat.

    Mapping the Impact: Die große Screenforce-Forschungsstudie 2023

    Wie schauen Menschen fern? Welche Stimmungen und Nutzungsszenarien gibt es? Mittels Aufmerksamkeits- und Aktivierungsmessung konnte ein einzigartiger Einblick in das Erlebnis Fernsehen geschaffen werden. Eye-Square-Vice President Stefan Schönherr und RTL-Deutschland-Product Strategy-Expert Daniel Reiner erzählen die Hintergründe zu dem spannenden State-of-the-Art Media-Research-Projekt der Forschungsinitiative für Gattung TV und Bewegtbild. Ziel der Studie ist es zu beantworten, wann welche Art der Kommunikation besonders gut funktioniert und warum.

    Werbewirkung wurde anhand von vier übergeordneten Nutzungsszenarien des Tagesablaufs gemessen und anhand eines umfangreichen Testdesigns an acht verschiedenen Testgruppen getestet. Insgesamt 64 Spots konnten anhand von 24 Spotmerkmalen miteinander verglichen werden. Insgesamt 855 Stunden Medienverhalten und 8.304 Werbekontakte wurden an einer Stichprobe von 285 Teilnehmer in Deutschland, Österreich und der Schweiz inhome analysiert.

    Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass TV-Werbung in allen Nutzungsszenarien wirkt. Die Nutzungsverfassung der Zuseher hat auf jeden Fall Auswirkung auf die Werbewirkung. Spots können ein höheres Wirkungsplus erzielen, wenn sie dem Nutzungsverhalten angepasst werden. Das Aktivierungslevel der Zuseher ist tagsüber am höchsten, die Aufmerksamkeit und die Werbewirkung allerdings spätabends.

    „Das Schönste an der Forschungsarbeit ist, dass wir die realitätsnahen Ergebnisse mit der Öffentlichkeit teilen dürfen und hier starkes Feedback mit Kritik oder Lob erhalten. Unsere ‚Mapping the Impact‘-Studie wurde erst vor Kurzem mit dem Horizont Real Impact Award für Werbeforschung ausgezeichnet. Wir haben auch ein interaktives Matching-Tool gebaut, bei dem Unternehmen ihre Spots analysieren können, um herauszufinden welches Nutzungsszenario am besten passt“, so Schönherr und Reiner.

    Reality-TV im Wandel

    Mittlerweile gibt es in Deutschland ein Dutzend Realityformate, die immer beliebter werden. Laut RTL-Zwei-Entertainment-Programmdirektor Malte Kruber und Banijay-Productions-Germany-Managing Director Arno Schneppenheim lieben die Zuseher Realityformate wegen des Zeitgeists, den echten Charakteren, den Spielen und der Liebe. Die wichtigsten Zutaten einer erfolgreichen Reality-TV-Show sind ein guter Cast und die unvorhersehbare, nicht gescriptete Entwicklung der Staffel. Ein akribisches, feinfühliges Casting ist die wichtigste Arbeit einer Realityshow: Es müssen nicht nur bekannte Stars sein, denn der Zuseher entdeckt auch gerne selbst neue Sternchen. Besonders ist hier „Kampf der Realitystars“ hervorzuheben, bei dem nicht wie in anderen Formaten zehn oder zwölf Kandidaten mitwirken, sondern gleich 25 Prominente in Thailand vor der Kamera stehen.

    „Eine gute Reality-TV-Show braucht eine Vision, ein Ziel und die richtige Formatierung mit Spielen, Extremsituationen, Ritualen und Nominierungen. Als Produzenten liegt es in unserer Verantwortung die richtigen Impulse zu geben, um die Balance zwischen Harmonie und Konflikten zu finden – die nun mal das Salz in der Suppe sind“, erklären Kruber und Schneppenheim.

    Zur Sicherheit der Kandidaten und der Produzenten muss bei jedem Casting und bei jedem Realityformat ein Psychologe dabei sein. Die meisten großen Realityformate sind international erprobt und werden erst dann für den deutschen Markt adaptiert. Es gibt aber auch Eigenproduktionen wie „Kampf der Realitystars“. Deutsche Realityformate fassen leider nur schwer Fuß auf dem internationalen Markt. Obwohl Deutschland aufgrund des guten Schnitts und der Dramaturgie internationale Benchmarks im Reality-TV-Genre setzt. Realityformate haben auf jeden Fall noch große Innovationskraft für die Zukunft.

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