Screenforce im Interview mit den wald4leben-Gründern zum Thema Nachhaltigkeit

Screenforce Österreich hat mit wald4leben 120 Bäume im Gebiet Alberndorf in Niederösterreich gepflanzt, die nun im Besitz der Gewinner der CCA-Venus 2022 sind. Die wald4leben-Gründer erklären, wie sie mit ihrer Initiative gegen Monokulturen ankämpfen und warum das wichtig ist.

    Herr Schmalzbauer, Sie haben 2020 mit Bernhard Trinko und Michael Poppinger das Aufforstungsprojekt „Wald4Leben“ ins Leben gerufen. Sie und das gesamte Gründungsteam sind ausgewiesene Forstexperten. Was ist ihr Ansporn?

    Da ich selbst Land- und Forstwirt bin, liegt mir unsere Region sehr am Herzen. Durch die sehr trockenen Jahre und der damit verbundenen Borkenkäferkalamität sind riesige Kahlflächen entstanden. Darum ist es uns ein großes Anliegen diese Flächen mit klimafittem Mischwald aufzuforsten, denn Wald ist ein Generationenprojekt.  

    Wie wichtig ist Nachhaltigkeit als Verkaufsargument?

    Das Wort Nachhaltigkeit stammt aus der Forstwirtschaft, da in „normalen“ Jahren nur so viel Holz genutzt wird als auch zuwächst. In Zukunft kann Forstwirtschaft im nördlichen Waldviertel nur betrieben werden, wenn die gesetzten Baumarten an das wärmer werdende Klima angepasst sind. Nachhaltigkeit hat als Verkaufsargument eine sehr hohe Bedeutung, denn nur ein nachhaltig bewirtschafteter Wald kann dauerhaft für künftige Generationen zur Verfügung stehen.

    Monokulturen schaden den Böden, Tieren und am Ende des Tages auch den Menschen. Welche Baumarten werden angepflanzt, um eine Monokultur zu vermeiden?

    Wir pflanzen auf den Waldflächen standortsangepasste Baumarten, welche eine Klimaerwärmung im nördlichen Waldviertel besser verkraften sollen als die Fichte. Strauchreihen sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil unserer Aufforstungen, denn diese schützen die Flächen vor Erosionen wie Wind und bieten Deckung und Äsung für Wild und andere Tierarten. Insgesamt 34 verschiedene Baum-, Strauch- und Wildobstarten werden von uns gesetzt.

    In welchen Gebieten pflanzt „Wald4Leben“ die gekauften Bäume aus?

    Wald4Leben pflanzt Forstpflanzen, welche von österreichischen Baumschulen stammen, auf borkenkäfergeschädigten Kahlflächen im Waldviertel aus. Es ist auf jeden Fall geplant unsere Innovation auch in den Folgejahren stetig weiterzuentwickeln, zu erweitern und auch aus dem Waldviertel heraus (Vorzeigeregion) „Spin-offs“ entstehen zu lassen.

    Kritiker berichten, dass Tiere, die sich an Offenland angepasst haben, eine Verwaldung eine wesentliche Gefährdungsursachen ist. Was ist Ihre Meinung dazu und wie wird dem entgegengewirkt?

    In Österreich muss eine Kahlfläche laut Forstgesetz wiederbewaldet werden und somit wäre es unmöglich die kahlen Flächen anderwärtig zu nutzen. Durch die Wiederbewaldung der Flächen mit verschiedenen Baum- und Straucharten entstehen für die Tiere mehr Einstände und ein größeres Nahrungsangebot. Weitere große Vorteile gegenüber Offenland sind der kühlende Effekt und die Bindung von Kohlenstoff im Holz der Bäume und im Waldboden.

    Mit „Wald4Leben“ haben Sie bisher bereits 30.000 Bäume angepflanzt. Wer kümmert sich um die aufgeforsteten Flächen und wie kann man sich die Pflege der Bäume vorstellen?

    Da unser Team aus Forstpersonal besteht, ist für uns klar, dass gepflanzte Kulturen mehrere Jahre intensive Pflege benötigen. Die Pflegemaßnahmen werden gemeinsam mit unseren Mitarbeitern durchgeführt.  Die Pflege von Waldbeständen beinhaltet folgende Arbeitstätigkeiten:

    • Kontrolle der Pflanzen auf Ausfall
    • mehrmaliges Ausmähen der Kulturen pro Jahr, um ein Überwachsen der Bäume mit Gras und Brombeere zu verhindern
    • Bewässerung der Bäume, wenn es länger keinen Niederschlag gegeben hat
    • Schutz gegen Wildverbiss, entweder mit Streichmittel oder mit einer Einzäunung für ca. 5 Jahre
    • Nachbesserung von etwaigen ausgefallenen Pflanzen
    • laufende Kontrolle auf Schädlinge
    Ein Baum im Urwald wird um die 600 Jahre alt, im Wirtschafts- bzw. Nutzwald in der Regel etwa 100 Jahre. Damit die CO2-Emissionen kompensiert werden, müsste ein Baum also mindestens 100 Jahre stehen bleiben. Wie alt werden die von Ihnen angepflanzten Bäume?

    Da wir verschiedene Baumarten setzen, ist auch das Wachstum bei jeder Baumart verschieden. Schnell wachsende Baumarten, wie Erlen oder Douglasien, werden mit einem Alter von 100 Jahren erntereif sein, Eichen oder Ahorn hingegen werden die gewünschten Brusthöhendurchmesser erst mit einem Alter von 150+ Jahren erreichen.

    Welche Ziele streben Sie mit „Wald4Leben“ in Zukunft an?

    In unmittelbarer Zukunft ist die Erweiterung unserer Plattform durch eine mobile App geplant, die der benutzerfreundlichen Bedienung durch mobile Endgeräte (iOS, Android) Rechnung trägt.
    Des Weiteren planen wir die Integration einer „Social-Komponente“, sodass sich auch mehrere Privatpersonen bzw. Unternehmen gruppieren und gemeinsam Bäume „kaufen“ können.
    Auch eine Waldbewirtschaftung mithilfe von Drohnen wäre für uns denkbar.
    Je mehr Privatpersonen und Unternehmen mit uns kooperieren, desto schneller können wir entstandene Kahlflächen in Österreich mit standort- und klimanagepassten Baumarten wiederbewalden, denn Wald ist ein Generationenprojekt.

    Weitere Informationen zwald4leben auf https://www.wald4leben.at

     

    Foto vlnr: Michael Poppinger, Bernhard Trinko, Lukas Schmalzbauer (c) wald4leben/Dieter Nagl

    vlnr_Michael Poppinger_Bernhard Trinko_Lukas Schmalzbauer ©wald4leben

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